Unsere Ortsnamen


Die richtige Deutung von Ortsnamen wurde schon oftmals versucht, wird aber, da die Bildung dieser Namen oft Jahrhunderte vor ihrer ersten urkundlichen Nennung erfolgte, verschieden ausfallen und selbst von fachkundigen Personen nicht selten verschieden ausgelegt. Zur Deutung unserer Ortsnamen haben wir Abhandlungen von Herrn Oberschulrat Kastenhuber, Herrn Dir. Trupp und Herrn Dipl.-Ing. Reichl herangezogen, deren zusammenfassendes Ergebnis wir ihnen nicht vorenthalten und im folgenden darstellen wollen.
Zur richtigen Deutung ist die Kenntnis der ältesten mundartlichen Aussprache unbedingte Voraussetzung, ebenso die historischen, soziologischen und geologischen Gegebenheiten.
Die geschichtliche Entwicklung unseres Lebensraumes (siehe "Geschichtlicher Abriss) lässt uns verständlich erscheinen, dass wir in unseren ältesten Ortsnamen illyrische, keltische und lateinische (romanische) Wörter wiederfinden.
Von der bayrischen Landnahme, die in unserem Gebiet rasch abgeschlossen war, zeugen vor allem die Ortsnamen die auf –ing auslauten. In diese Zeit fallen aber auch die Ortsnamen auf -heim, -ham, -hofen, -hausen, -kirchen, -stätten, -wang und einige auf -dorf.
Die Orte auf –ing und –ham enthalten meist den Namen des Gründers oder ersten Siedlers. Dies waren altdeutsche Rufnamen und vor tausend Jahren allgemein gebräuchlich. Erst mit der Verbreitung und Vertiefung des Christentums wurden christliche Namen modern, die altdeutschen gerieten in Vergessenheit. Soweit der Ort nicht nach Menschen benannt ist, hat er seine Bezeichnung nach der betreffenden Gegend erhalten, ob Berg oder Tal, Wald oder Wiese, nach Handwerkern, oder nach den Besitzern, meist Kirchen und Klöster, der Güter und Ländereien.


Beginnen wir mit einem der ältest besiedelten Umgebung, dem Attersee

In einem Salzburger Urbar (Urbar ist die älteste Bezeichnung für Grundbuch) scheint 788 der Name Aterse und Atarse auf. Später finden wir die Bezeichnung Adersee und Odersee, Camersee und auch Weißbach-See. Der Name wird meist vom altdeutschen Personennamen Athar abgeleitet, denn am Westufer des Sees lag die Siedlung des Athar, der heutige Ort Attersee. Es gibt aber auch die These, der See sei nach einem Wassertier benannt: Atter = Natter (mit Verlust des Anlautes).

Unsere Ager

Sie heißt um 810 Agira und Agra, später Aeger und Eger, seit 1400 allgemein Ager und wird aus dem keltischen oder illyrischen "Agria = die Rasche" abgeleitet (indogermanisch ac = schnell sein).

Nun aber zu unserem Ortsnamen Lenzing

Ursprünglich galt die Bezeichnung nur dem Kleinweiler am Hochplateau des Lenzingerberges, im Gebiet des heutigen Alt-Lenzing, wo sich der bayrische Siedler Lanzo mit seiner Sippe niedergelassen, den Wald gerodet und Acker und Weideland geschaffen und damit Lenzing begründet hat. In der Nachbarschaft siedelten Wazilo, Uozo und viel früher schon Skerolf und gegründeten Watzing, Jetzing und Schörfling. Da die –ing Namen in unserem Raum vor rund 1000 Jahren ihren Ursprung hatten, kann angenommen werden, dass der Raum Alt-Lenzing schon vor 1000 Jahren besiedelt wurde. Der Name Lentzing wird erstmals im Jahre 1430 im Lehenbuch des Herzogs Albrecht IV. genannt. Weiters scheint im selben Lehenbuch im Jahre 1455 der Name Lennczing auf. 1538 schrieb man Lentzing, aufgezeichnet im Urbar der Herrschaft Regau und dieselbe Schreibweise finden wir im Urbar des Kaiserlichen Viztum-Amtes im Jahre 1580.
Die Schreibweise des Namens Lenzing hat sich eigentlich nie wesentlich geändert. Eine Rechtschreibung im heutigen Sinne gab es im Mittelalter nicht. Berufsschreiber, besonders der Zeit um 1500, haben das ausgenützt und haben Buchstabenhäufungen vorgenommen, um ein hohes Zeilenhonorar zu erreichen. Dies wird vor allem auch bei anderen Ortsnamen, z.B. Arnbruck, deutlich.

Pichlwang

Ist der älteste bzw. erstgenannte Ort unserer Gemeinde und scheint in den Urkunden des Klosters Mondsee bereits in den Jahren 748, 773 und 781 als Pirhinwanc und Purihiunanc auf. Im Jahre 772 wird Pirihinwanc urkundlich erwähnt. Im Urbar der Schaunberger finden wir in Jahre 1371 Pyrchelbang. Weitere Schreibweisen sind 1380 Pirchelwang, 1399 Pichelbang, 1446 Pirchenwankch und Pirkenwankh, ca. 1500 Pirhlbang, 1538 Pühelwang, 1559 Pirhenwang, 1561 Püchlwang, 1863 Pichlwang.
Die Herkunft des Namens wird verschieden gedeutet. Einerseits wird vermutet, dass der Name aus dem althochdeutschen birchin, das soviel wie ein Weisenhain mit Birkenbestand bedeutet, abstammt, andererseits wird der Name von Pichler, das ein Siedler am oder auf dem Bühel, abgeleitet. Piri oder Biri wird ja heute noch ein Berg oder Bühel genannt; "Wang" aber ist ein alter Ausdruck für eine Weidewirtschaft.

Pettighofen

Scheint erstmals im Urbar der Herrschaft Schaunberg im Jahre 1371 als Petterhofen auf. Damit ist aber auch der Name dieses Ortes erklärt, nämlich der Hof eines Peter, in diesem Falle Hofbesitz des Stiftes St. Peter in Salzburg. 1395 wird der Ort Pederthofen bezeichnet, 1446 Perchhofen, 1480 Petterkoffen. Nach 1500 begegnen uns im Urbar der Herrschaft Kammer die Schreibungen Peterkofen, Betrikofen, Petterkofen, Peterkhoven und Petighofen.
Der Ortsname ist alt und wird schon in alten Kartenwerken angeführt. Als Fabrikationsstätte besten Papiers hatte Pettighofen in der österreichisch-ungarischen Monarchie wie auch in der Ersten Republik einen guten Namen.

Arnbruck

Wird erstmals um 1350 im Grundbuch des Stiftes Michaelbeuern als Erynbrugge und im Jahre 1407 im Lehenbuch Albrechts IV. mit Aernprukh genannt. Im Jahre 1580 scheint der Name Arnprugkh und 1673 Arnpruckh auf.
Die Silbe Arn- wird sowohl nach dem Vornamen Ern (Ernfried, Erntraud) wie auch nach dem Vornamen Arno gedeutet. Bezweifelt werden beide Deutungen. Tatsache bleibt aber das lange Bestehen einer Brücke über die Ager zwischen Siebenmühlen und Pichlwang.

Achmann

Wird um 1350 im Grundbuch des Stiftes Mattsee und 1371 in dem der Schaunberger erwähnt. Im Urbar Kammer wird im Jahre 1561 bereits von Nider-Achmann oder Unnder-Achmann oder Ober-Achmann gesprochen.
Der Achmann war die Aufsichtsperson über die Holztransporte vom Attersee nach Vöcklabruck auf der Ager. Nachdem die Ager bereits im Mittelalter ein sehr belebtes Wasser gewesen sein muss, hatten am Agerufer ein oberer und ein unterer Achmann ihre Behausung, wo sich entlang der Uferstraße mit der Zeit weitere Siedler niederließen und ein langes Zeilendorf entstand.

Kraims

Finden wir urkundlich 1371 im Urbar der Schaunberger als Chraims, und wird im Urbar Kammer im Jahre 1500 als Krayms und 1581 als Khraimbs bezeichnet. Im Frankenburger Urbar scheint einmal " Khraimbs enthalb der Ager" auf, womit eindeutig das Lenzinger Kraims gemeint ist. Der Name wird aus dem mittelalterlichen Kregimoos = Krähenmoos abgeleitet.

Haid

Wird urkundlich eigentlich nie genannt. Die Heide ist ein ödes, unbebautes mit Heidekraut und Gestrüpp bewachsenes Land, wo der Wind so richtig über die "Hoad" blasen kann.

Reibersdorf

Dürfte in der zweiten bayrischen Kolonisationsperiode als Angerdorf entstanden sein und wird im Lehenbuch Albrechts III. im Jahre 1380 als Reybersdorf erstmals urkundlich erwähnt. Im Urbar Wartenburg finden wir die Schreibweisen Reiberstorf (1399) und Reiblastorf (1500) und im Urbar Kammer Reiblstorff und Reubstorff (1581). Der Name leitet sich von dem alten Personennamen Ripher (Reiper) ab, der entweder der Gründer oder ein früher verdienter Wirtschaftsleiter war. Reibersdorf ist in unserem Gemeindegebiet die einzige Siedlung, welche frühzeitig einen Dorfcharakter trug.

Starzing

Ein zur Ortschaft Unterachmann gehöriger Weiler, scheint eine späte Siedlung zu sein, denn der Name kommt in Urkunden erst 1787 vor und ist nicht als echter –ing-Name anzusehen. Die Nachsilbe –ing ist aus dem älteren –ern entstanden.
Unter "stärzeln" versteht man müßig umhergehen. Der Starzer ist einer der strazt, eine Art Landstreicher.

Ulrichsberg

Scheint im 14. Jahrhundert als Ulraczberg und im Jahre 1787 als Uerichsberg auf. Der Name leitet sich von einem Heiligen, dem Kirchenpatron St. Ulrich, ab.

Neuhausen

Wird im Jahre 1561 bereits mit seinem heutigen Namen bezeichnet. Abgeleitet wird der Name von neuem Haus, neuem Anwesen oder von der Siedlung mit den neuen festgebauten Häusern.

Thal

Finden wir urkundlich erwähnt im Jahre 1455 als Erichtal, im Jahre 1480 als Ercktal und Aichental, 1570 als Archental und ca. 1580 als Arttental.

Gallaberg

Scheint urkundlich in den Jahren 1299 und 1446 als Galgenberg auf. Weitere Schreibweisen finden wir als Galingberg (1467), Galepert (ca. 1500), Gallenperg (1538), Galiberg und Gallaberg (1561) und Galliperg im Jahre 1580 Abgeleitet wird der Name vom mittelhochdeutschen galgen-berc, das bedeuten kann, dass der Ortsname eine Gerichtsstätte einer Herrschaft mit Blutgerichtsbarkeit zum Ursprung hat.

Raudaschlmühle

Leitet seinen Namen von den Vorbesitzern namens Raudaschl ab, welche eine Mühle sowie ein Sägewerk besessen haben. Diese Mühle zählte zu den "Sieben Mühlen".

Neubrunn

Ist urkundlich erwähnt im Jahre 1480 als Eweprunn (ca. 1500), Eurbrun (1538), Euprunn (1561), Euprun und Neuprun (1581). Unter Brunn verstand man in früherer Zeit immer eine natürliche Quelle. Die Vorsilbe kann nicht zuverlässig gedeutet werden. Scheinbar ging den damaligen Bewohnern auch das Verständnis für Ewe- und Eur- bald verloren und sie machten daraus das verständliche Neu-, also Neubrunn.

Siebenmühlen

Ist kein offizieller Ortsname, sondern eine in Volksmund gebräuchliche Bezeichnung. Der Name leitet sich davon ab dass in diesem Gebiet sieben Mühlen standen bzw. teilweise noch stehen, davon fünf Mühlen (Raudaschlmühle, Schockmühle, Steinmühle, Fellingermühle, Mühle in der Au) im jetzigen Gemeindegebiet Lenzing und zwei (Kleinmühle, Birmühle) im Bereich der Gemeinde Seewalchen.

Watzing

Im Werksgelände der Lenzing AG gelegen, ist nur mehr den älteren Gemeindebürgern als Ortschaftsbezeichnung bekannt. Urkundlich erwähnt finden wir im Jahre 1371 den Namen Waetzing. 1406 in dem Watzing, ca. 1500 und 1561 Wätzing, ca. 1580 Waitzling und 1581 Waitzing. Watzing kann als echter –ing-Name angesehen werden und zählte damit zu den älteren Ortschaften unserer Gemeinde. Abgeleitet wird der Name von der Koseform Watzo, etwa zu Wartpreht oder Waldpreht.

Witzelkirchen

Ist ein alter Kleinweiler, welcher im Ried Ulrichsberg aufgegangen ist und daher heute bereits in Vergessenheit geraten ist. Im 14. Jahrhundert finden wir den Namen Weczilchirichen, in den Lehensbüchern Albrechts IV. im Jahre 1455 Wiczelskirchen und im Urbar 1561 Witzkirchen. Der Name entspringt aus einer Abkürzung von Wigbert, Wizo oder Wizilo.